© Sebastian Knoth

Interview mit Sven Plöger: Warum wir uns warm anziehen müssen, wenn es noch heißer wird

Sven Plöger ist Dipl. Meteorologe, Buchautor sowie Wettermoderator und war schon als Kind fasziniert vom Himmel, den Wolken und der Fliegerei. Folgerichtig studierte er Meteorologie an der Universität zu Köln. Seit 1999 steht er vor der Kamera und moderiert Wettersendungen. 2009 erschien das erste einer sieben Bücher zum Thema Klimawandel.

Auf den bpa Care about | Innovation-Days wird Sven Plöger am 22. Oktober 2025 die Eröffnungs-Keynote zum Thema Klimawandel halten.

Herr Plöger, Ihr Vortragstitel „Zieht euch warm an, es wird noch heißer“ klingt zugespitzt. Was möchten Sie den Teilnehmenden der bpa Care about Innovation Days mit auf den Weg geben?

Der Vortragstitel entspricht dem aktuellen Buchtitel und er lässt aufhorchen. Auf der einen Seite werde ich im Vortrag die Klimasituation in spannend erzählten Geschichten schönredefrei analysieren, dann aber geht der Blick nach vorne. Nicht dystopisch, sondern mit der Erkenntnis, dass wir mehr Stellschrauben haben als wir vielleicht denken. In einer Zeit voller Krisen ist es schwer, Begeisterung für die notwendige Wende hin zur Nachhaltigkeit oder – menschlicher formuliert – Enkelfähigkeit zu wecken. Aber genau darum geht´s. Verkürzt: Ich versuche Haltung durch Unterhaltung zu vermitteln. Ich bin weder Missionar noch Ideologe, es geht mir vielmehr um das „Übersetzen“ von Wissenschaft und die Erkenntnis, dass Humor auch bei ernsten Themen hier und da erlaubt sein darf, denn er macht manches leichtgängiger.

Der Klimawandel ist längst keine Zukunftsprognose mehr, sondern Realität. Welche konkreten Veränderungen erwarten Sie für Deutschland in den nächsten Jahren – insbesondere mit Blick auf Hitzewellen und Extremwetterereignisse?

Es hängt von uns ab! Mit der Erwärmung des Planeten ändern sich die Luftströmungen und damit das Wetter, das spüren wir längst. Wir erleben heute das, was uns die Wissenschaft vor rund 40 Jahren angekündigt hat. Wenn wir als menschliche Gesellschaft die nötige Reife aufbringen und umsteuern, lassen sich viel Leid und immense Kosten vermeiden. Bleiben wir auf dem heutigen, in der Sache ungenügenden Kurs, so gelingt das nicht. Dann bleibt unser Wohlstand nicht nachhaltig und – bittere Erkenntnis – nicht nachhaltiger Wohlstand kostet leider den Wohlstand.

Einrichtungen der Sozialwirtschaft – Pflegeheime, Seniorenwohnanlagen oder Behinderteneinrichtungen – stehen vor der Herausforderung, nachhaltig zu wirtschaften – oft bei begrenzten finanziellen Ressourcen. Wo sehen Sie realistische Ansätze für mehr Klimaschutz in der Sozialwirtschaft?

Das ist eher eine Frage für einen Ratgeber als für einen Meteorologen. Den zweizeiligen alle Probleme lösenden Allerweltsratschlag gibt es leider nicht, dazu ist die spezielle Situation jeder Einrichtung viel zu unterschiedlich. Wenn es mir im Vortrag gelingt, Einrichtungen die Bedeutung des Themas zu vermitteln, ist ein wichtiger Schritt getan. Wir müssen versuchen, der Passivität einer „das haben wir schon immer so gemacht“-Mentalität zu entgehen.

Klimaschutz wird oft als zusätzliche Belastung empfunden. Wie kann ein Umdenken gelingen, sodass Nachhaltigkeit als Chance gesehen wird?

Ich darf hier noch mal an den Satz „nicht nachhaltiger Wohlstand kostet den Wohlstand“ anknüpfen. Unser JETZIGES Verhalten ist die zusätzliche Belastung – und zwar für die nachfolgenden Generationen. Eine Vielzahl ökonomischer Studien zeigt, dass jeder nicht vernünftig in den Klimaschutz gesteckte Euro mit zwei bis elf Euro zurückgezahlt werden muss. Wenn man seinen Kindern nicht ins Gesicht sagen möchte „Dir soll es später mal schlechter gehen als mir“, dann wird genau hier offenbar, dass Klimaschutz keinesfalls als zusätzliche Belastung empfunden werden sollte.

Viele Menschen haben das Gefühl, dass der Klimawandel unaufhaltsam ist. Macht es da überhaupt noch Sinn, in Nachhaltigkeit zu investieren? Was macht Ihnen persönlich noch Hoffnung?

Wir Menschen haben leider die Fähigkeit, kognitiv dissonant zu sein. Wir können A sagen, B machen und dann staunen, dass wir mit A keinen Erfolg haben. Verrückt, traurig und demotivierend zugleich. Für mich selbst habe ich dies überlegt: Verbessert sich irgendetwas in meinem Leben, wenn ich eine pessimistisch- hoffnungslose Weltsicht einnehme? Ich konnte keinen Vorteil erkennen und drum bleibe ich auf der Suche nach unseren Chancen und versuche immer wieder auf positive Entwicklungen zu schauen. Dazu erzähle ich am Ende des Vortrags noch eine spannende Geschichte…

Über Sven Plöger

Sven Plöger, 1967 in Bonn geboren, Diplom-Meteorologe, Buchautor und Wettermoderator, war schon als Kind fasziniert vom Himmel, den Wolken und der Fliegerei. Folgerichtig studierte er Meteorologie (Universität zu Köln).

Seit 1999 steht Sven Plöger vor der Kamera und moderiert u. a. die Live-Wettersendung „Wetter vor acht“ vor der Tagesschau und das Wetter im Anschluss an die Tagesthemen sowie zahlreiche TV-Wettersendungen in den Dritten Programmen der ARD.

2010 erhält er dafür den Preis „Bester Wettermoderator Deutschlands“ auf dem Extremwetterkongress in Bremerhaven.

Bereits 2002 beginnt Sven Plöger, Vorträge über den Klimawandel zu halten. Früh erkennt er die Relevanz dieses wichtigen Themas und die Notwendigkeit, die Klimakommunikation zu verbessern. Zu diesem Thema ist er auch immer wieder gern gesehener und kompetenter Gast in Talksendungen und moderiert zudem Veranstaltungen in diesem Themenumfeld.

2009 erscheint sein erstes Buch zum Thema Klimawandel: „Gute Aussichten für morgen“. Bis 2023 legt Sven Plöger insgesamt 7 Bücher zu Wetter und Klima vor. Darunter den Nr. 1 SPIEGEL-Bestseller „Zieht euch warm an, es wird heiß“ (2020) und den Bestseller „Die Alpen und wie sie unser Wetter beeinflussen“ (2022).

2015 beginnt Sven Plöger zusammen mit dem Wissenschaftsjournalisten Rolf Schlenker die sechsteilige ARD-Dokumentation „Wo unser Wetter entsteht“ zu drehen, die in loser Folge bis 2020 ausgestrahlt wird.

Im September 2023 geht Sven Plöger für eine neue ARD-Dokumentation unter dem Titel „Wie extrem wird das Wetter, Sven Plöger? – Die Macht des El-Niño“ auf die Reise nach Panama. Im Juni 2024 erhält Sven Plöger dafür zusammen mit der Autorin Luise Wagner für diese Dokumentation den „Prince Rainier III. Special Prize“ auf dem 63sten Internationalen Filmfestival in Monte Carlo (Monaco).

Für 2025 und 2026 sind zwei weitere Folgen dieser Doku-Reihe geplant.

Die Faszination für das Fliegen ist Sven Plöger immer geblieben: Er erlebt das Wetter in seiner Freizeit am liebsten ganz direkt mit dem Segelflugzeug oder per Gleitschirm

Portrait von Sven Plöger: © Sebastian Knoth

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